gespräche über strafverteidigung

 

 

 

 

gespräche über strafverteidigung

Gespräche über Strafverteidigung ist eine Gesprächsreihe über die Herausforderungen und Schwierigkeiten der Verteidigung, das berufliche Selbstbild, wichtige Verfahren und prägende Erlebnisse. Die Gespräche werden aufgezeichnet und erscheinen als Video und demnächst auch als Podcast.

Die Idee zu der Gesprächsreihe kam während des ersten Online Forum Strafverteidigung Ende 2020. Anfang 2020 musste der Strafverteidigertag aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden und stand vor dem Aus. Als Ersatz und um den Strafverteidigertag für die Zukunft zu retten wurde das Online Forum Strafverteidigung ins Leben gerufen, eine über das Internet übertragene Veranstaltungsreihe mit Fortbildung und Rechtspolitik, die mehr sein sollte, als ein Ersatz für den Strafverteidigertag. Auf der Suche nach Formaten, die sich die Vorzüge des „neuen“ Mediums zunutze machen, schlug Tim Burkert eine Reihe mit Kamingesprächen vor, bei denen – ohne den Anspruch einer inhaltlichen Fortbildung – über Themen der Strafverteidigung geplaudert werden könne. Daraus entstand die vorliegende Reihe, die von Daniel Amelung und Thomas Uwer ohne Kamin konzipiert wurde. Die Gespräche führt seitdem Daniel Amelung.

Konzeption und Planung: Thomas Uwer & Daniel Amelung
Titelmusik: Leonhard Schabbach
Bild, Ton & Schnitt: Konstantin Saalfeld (Staffel 1 – 3);
Thomas Uwer (Staffel 4)

Staffel 1 * Aufzeichnungen 2021

Die erste Staffel der Gespräche wurde im November 2021 in Berlin-Kreuzberg im Gasthaus Max & Moritz aufgezeichnet. Die aufgezeichneten Gespräche liefen zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Titel „Daniel Amelungs Late Night Show“ und wurden im Rahmen des Online Forums Strafverteidigung ausgestrahlt. Zu Gast waren Nicolas Becker, Felicitas Selig und Alexander Ignor.

Staffel 1 / Folge 1

Nicolas Becker (Berlin, November 2021)

Dauer: 1 St. 32 Min.

Nicolas Becker arbeitet seit den 1970er Jahren als Strafverteidiger in Berlin. Neben Mandaten in Verfahren gegen Mitglieder der RAF vertrat Becker u.a. den Staatsratsvorsitzenden der DDR Erich Honecker.

Staffel 1 / Folge 2

Felicitas Selig (Berlin, November 2021)

Dauer: 1 St. 05 Min.

Felicitas Selig ist seit 1981 als Strafverteidigerin tätig und war viele Jahre lang Vorstandsmitglied der Vereinigung Berliner Strafverteidiger. Vom Sozialistischen Arbeitskollektiv Jura (SAK Jur) bis zu Verteidigungen in politischen Prozessen (Schmücker-Verfahren) stets (fundamental-) kritisch engagiert ist Felicitas Seelig über vier Jahrzehnte Zeitzeugin der Entwicklungen der Strafverteidigung. Ihre persönlichen Überzeugungen hat Felicitas Seelig in Haltung gegossen. 

Staffel 1 / Folge 2

Alexander Ignor (Berlin, November 2021)

Dauer: 1 St. 26 Min.

Professor Dr. Alexander Ignor ist Strafverteidiger in Berlin. Obgleich der Schwerpunkt seiner anwaltlichen Tätigkeit im Wirtschaftsstrafrecht liegt, war und ist er als Verteidiger in vielen Bereichen des allgemeinen Strafrechts tätig. So verteidigte er u.a. in Verfahren gegen DDR-Funktionsträger (bspw. Alexander Schalck-Golodkowski) und in der CDU-Spendengeldaffäre (Wolfgang Schäuble). Alexander Ignor ist auch im Verfassungsrecht tätig, dort, wo Verfassungs- und Strafrecht sich berühren. So vertrat er den Chefredakteur des Magazins Cicero vor dem Bundesverfassungsgericht, nachdem die Redaktionsräume sowie die Privatwohnung des Journalisten Bruno Schirra wegen Beihilfe zur Verletzung von Dienstgeheimnissen (§§ 353 b, 27 StGB) durchsucht worden waren (Schirra hatte aus einem als streng vertraulich eingestuften Bericht des BKA zitiert). Das sog. Cicero-Urteil (BVerfG, – 1 BvR 538/06 – v. 27. Februar 2007) stärkte die Presserechte und gilt als wegweisend. Außerdem vertrat er den Bundesrat im zweiten NPD-Verbotsverfahren.

Staffel 2 * Rainer Elfferding * Aufzeichnungen 2022

Auch die Staffel 2 der Gespräche über Strafverteidigung wurde in Berlin aufgezeichnet – Folge 1 und 2 im Gasthaus ›Max & Moritz‹ in Kreuzberg, Folge 3 im ›Kuckucksei‹ in der Barbarossastraße in Schöneberg. Alle Folgen befassen sich mit dem Schmückerverfahren und einem der zentralen Verteidiger in dem Komplex: Rainer Elfferding. In insgesamt drei Gesprächen zeichnet Rainer Elfferding die Entwicklung des Verfahrens und darüber hinaus die Geschichte politischer Verfahren und politischer Verteidigung in der Bundesrepublik der 70er und 80er Jahre nach.

Staffel 2 / Folgen 1 – 3

Rainer Elfferding (Berlin, November 2022)

Teil 1 – Dauer: 1 St.51 Min.
Teil 2 – Dauer: 1 St.23 Min. 

Teil 3 – Dauer: 2 St.46 Min. 

Rainer Elfferding wollte nie Jurist werden. Über seine berufliche Biographie sagte er, es ginge darum, ob man Berufsrevolutionär wird oder anders kämpft. Er jedenfalls wollte kein »Funktionär von irgendeiner komischen Partei« werden, wo er dann in irgendeinem Zimmerchen sitzt und keine Ahnung mehr hat, was an der Basis eigentlich los ist. Also wurde er Strafverteidiger.

»Strafverteidigung« sagte er, »war die Front, wo die Klassenjustiz und die Menschen am härtesten zusammengeprallt sind und da habe ich gedacht, das ist der Ort, wo ich hingehöre.«

An diesem Ort hat Rainer Elfferding seitdem gekämpft und nie die Orientierung verloren, auf welcher Seite er zu stehen hat.

In den drei Folgen der Staffel 2 spricht Rainer Elfferding über das Schmücker-Verfahren, das als längstes Strafverfahren in die bundesdeutsche Justizgeschichte eingegangen ist. Genau genommen bestand der Schmücker-Prozess aus vier Verfahren, die sich über etwa 15 Jahre und fast 600 Hauptverhandlungstage erstreckten. Dreimal hob der BGH die Urteile auf, der vierte Prozess endete mit einer Einstellung, nachdem die Vorsitzende Richterin zu der Überzeugung gelangte, dass das gesamte Verfahren durch Mitarbeiter des Verfassungsschutzes manipuliert worden war und sich das Landesamt für Verfassungsschutz durch Mitwirkung erheblich mitschuldig gemacht habe am Tod des V-Manns Ulrich Schmücker. Mitarbeiter des Verfassungsschutzes und der Justiz hatten zentrale Beweise wie die wahrscheinliche Tatwaffe unterdrückt.

In der dritten Folge spricht Rainer Elfferding auch über seinen persönlichen Werdegang als Strafverteidiger.   

 

 

Staffel 3 * Aufzeichnungen 2022 * München

Staffel 3 der Gespräche über Strafverteidigung wurde nicht in Berlin, sondern im ›Barschwein‹ in München aufgezeichnet.

Mit Daniel Amelung sprachen Steffen Ufer, Ricarda Lang und Hartmut Wächtler.

Staffel 3 / Folge 1

Steffen Ufer (München, November 2022)

Dauer: 1 St. 42 Min.

Steffen Ufer ist sicherlich einer der bekanntesten Strafverteidiger Deutschlands, der in zahlreichen wegweisenden Verfahren verteidigt hat. Zu seinen Mandanten zählten viele Prominente wie u.a. Rainer Werner Fassbinder, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Widmoser und Konstantin Wecker; aber auch Dieter Zlof (Oetker Entführung) und Jürgen Bartsch. Im Verfahren gegen Duško Tadić legte er sein Mandat nieder. Ufer ist auch in den USA anwaltlich tätig und engagiert sich gegen die Todesstrafe.

Staffel 3 / Folge 2

Ricarda Lang (München, November 2022)

Dauer: 2 St. 27 Min.

Ricarda Lang ist Strafverteidigerin in München. Sie hat in zahlreichen aufsehenerregenden Verfahren verteidigt, unter anderem in Terrorismusverfahren (Sauerlandgruppe, Al-Qaeda) und in dem ersten Strafverfahren mit Vorwürfen nach dem Völkerstrafgesetzbuch. Während der Verteidigung für ihren Mandanten Alaa S., dem zur Last gelegt wurde, einen Tischler in Chemnitz erstochen zu haben, wurde sie bedroht. Ricarda Lang war lange Zeit Mitglied des Vorstands der Initiative Bayerischer Strafverteidiger*innen.

Staffel 3 / Folge 3

Hartmut Wächtler (München, November 2022)

Dauer: 2 St. 10 Min.

Hartmut Wächtler ist Strafverteidiger in München und streitet seit den 70er Jahren für die Rechte seiner oft politischen Mandanten. In den 70ern vertrat er Beschuldigte, denen die Unterstützung der RAF zur Last gelegt wurde, begleitete später Beschuldigte im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen den Bau der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, war in der Friedens- und Anti-Atomkraftbewegung aktiv. (siehe hierzu auch den Beitrag im Sammelband zu 30 Jahren Strafverteidigertag, der 2006 erschien).

Staffel 4 * Aufzeichnungen 2024 * Hamburg

Staffel 4 der Gespräche über Strafverteidigung wurde Anfang Juni 2024 in Hamburg aufgezeichnet – Folge 1 und 2 in den Kanzleiräumen von Gerhard Strae und Kurt Groenewold, Folge 3 im ›Golden Pudel Club‹ in St. Pauli.

In Folge 1 spricht Gerhard Strate über die Mühen der Wiederaufnahme, über das Verhältnis zu Mandant*innen und seinen Weg zur Strafverteidigung. In Folge 2 erläutert Kurt Groenewold, wie er zur Strafverteidigung gekommen ist, spricht über die Verteidigung in Zeiten des Aufruhrs und die Bedeutung politischer Strafverfahren. In Folge 3 gibt Wolf Dieter Reinhard Auskunft über das Selbstverständnis einer Verteidigung, die sich der Freiheit ihrer Mandant*innen verschrieben hat, über Konflikte mit der Justiz und die selbst erfahrene Verfolgung der Verteidigung.

Staffel 4 / Folge 1 

Gerhard Strate (Hamburg, Juni 2024)

Dauer: 1 St. 14 Min.

Dr. Gerhard Strate ist einer bekanntesten Strafverteidiger Deutschlands. Er verteidigte in etlichen Verfahren mit großer öffentlicher Anteilnahme, wie dem Verfahren gegen Monika Böttcher, und vertrat u.a. Gustl Mollath. Strate ist für seine Wiederaufnahmeverfahren bekannt. Etliche der Mandate wurden und werden pro bono übernommen. Er ist maßgeblicher Mitherausgeber der online erscheinenden Zeitschrift HRRS.

Während des Corona-Lockdowns hat Gerhard Strate in der Kanzlei am Hamburger Holstenwall eine Konzertreihe mit zuerst ausschließlich aufgezeichneten Konzerten, später dann auch solchen mit Publikum ins Leben gerufen. Die Konzertaufzeichnungen sind hier zu sehen: https://strate.net/konzerte/

 

Staffel 4 / Folge 2 

Kurt Groenewold (Hamburg, Juni 2024)

Dauer: 1 St. 55 Min.

Kurt Groenewold ist vor allem durch seine Verteidigung in politischen Strafverfahren seit Mitte der 1960er Jahre bekannt geworden. Anfang der 1970er Jahre betrieb er eine Kanzlei gemeinsam mit Franz Josef Degenhardt und Wolf Dieter Reinhard. Groenewold vertrat u.a. Ulrike Meinhof und Andreas Baader, aber auch den Schriftsteller (und Shakespeare-Übersetzer) Erich Fried und den Fälscher der „Hitler-Tagebücher“ Konrad Kujau. Gegen Groenewold wurde im Zusammenhang mit seiner Verteidigung gegen Mitglieder RAF Strafverfahren geführt, die ihm ein zeitweiliges Berufsverbot als Strafverteidiger einbrachten. 1978 wurde er im Zusammenhang zu seiner Tätigkeit als Verteidiger wegen der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Er ist Schöpfer und Herausgeber des Lexikons der politischen Prozesse: https://www.lexikon-der-politischen-strafprozesse.de/.

 

Staffel 4 / Folge 3 

Wolf Dieter Reinhard (Hamburg, Juni 2024)

Dauer: 1 St. 54 Min.

Wolf Dieter Reinhard ist vor allem durch seine Verteidigung in politischen Strafprozessen gegen Mitglieder der RAF und der Bewegung 2. Juni bekannt geworden. Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Verteidiger wurde Reinhard selbst verhaftet. Zur Last gelegt wurde ihm damals die Unterstützung einer kriminellen Vereinigung. Reinhard wurde von diesem Vorwurf freigesprochen. Wolf Dieter Reinhard ist seit den 1970ern rechtspolitisch aktiv in den Strafverteidigervereinigungen und dem Republikanischen Anwältinnen und Anwälteverein (RAV). Er ist weiter als Strafverteidiger tätig.